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Atomunfälle 1970 - 1979


1973: Windscale / Sellafield, Großbritannien
   (INES: 4)

In der Wiederaufarbeitungsanlage kam es in einem für Reparaturen entleerten Becken beim Wiederauffüllen mit Wasser aufgrund heißer Radionuklide am Beckenboden zu einer exothermen Reaktion. Hierdurch wurden ein Teil der Anlage sowie 35 Arbeiter radioaktiv kontaminiert.
Aufgrund der internen Kontamination und offenbar auch einer gewissen Freisetzung wurde dieser Unfall mit INES 4 eingestuft.
(siehe: Wikipedia)



1974: AKW Leningrad, Sowjetunion
   (INES: 4-5)

6. Februar 1974: Bereits im ersten Betriebsjahr ereignete sich der erste schwerwiegende Atomunfall im Atomkraftwerk Leningrad (INES: 4-5).
Aufgrund siedenden Wassers brach der Wärmetauscher im Block 1. Radioaktives Wasser aus dem Primärkreislauf wurde zusammen mit hochradioaktivem Filterschlamm in die Umwelt freigesetzt. Drei Menschen starben. (INES: 4-5)
Im Oktober 1974 ereigente sich der nächste Atomunfall in Block 1 des Atomkraftwerks Leningrad.
Mehrere Brennelemente schmolzen und der Reaktorkern wurde teilweise zerstört. Die Moderatorenblöcke aus Graphit fingen glücklicherweise kein Feuer (im Gegensatz zur Tschernobyl-Katastrophe 12 Jahre später).
Um die Feuergefahr einzudämmen pumpte man Stickstoff durch den Reaktorkern. Anschliessend wurde der Stickstoff zusammen mit den aus den beschädigten Brennelementen entwichenen gasförmigen Spaltprodukten durch den Abluftschornstein abgeblasen. Die in die Umwelt freigesetzte Strahlung wird mit ca. 1,5 Megacurie (55 PBq) geschätzt. (INES: 4-5)
(siehe: Kernkraftwerk Leningrad: Störfälle und Gefahren)


Leitstand des Atomkraftwerks Leningrad (Quelle: bse.sci-lib.com)



1977: AKW Belojarsk, Sowjetunion
   (INES: 5)

Bei einem Unfall schmolzen 50 % der Brennstoffkanäle des Blocks 2 vom Belojarsker KKW, einem Druckröhrenreaktor ähnlich dem RBMK.
Die Reparatur dauerte etwa ein Jahr.
Das Personal wurde hohen Strahlenbelastungen ausgesetzt.
(siehe: Wikipedia)



1977: AKW Bohunice, Slowakei
   (INES: 4)

22. Februar 1977: Beim Wiederbefüllen mit Brennstäben wurde der Reaktorblock Bohunice A1 schwer beschädigt.
Bei dem Unfall führten vergessene Reste des der Verpackung beigefügten Trocknungsmittels Silicagel an einem Brennelement zu Verstopfungen, sodass das Kühlmittel nicht richtig durch das Brennelement strömen konnte. Es kam zu einer lokalen Überhitzung und die Druckröhre sowie umliegende technologische Kanäle wurden beschädigt. In den Gas-Kühlkreislauf drang zudem schweres Wasser ein. Aufgrund des schnellen Temperaturanstieges wurde die Beschichtung der Brennstäbe in der aktiven Zone beschädigt. Durch das Wegfallen dieser Sperre wurde der Primärbereich kontaminiert und anschließend wegen Undichtigkeiten der Dampfgeneratoren auch Teile des sekundären Bereiches.
Bereits im ersten Halbjahr 1978 war klar, dass der Betrieb des Reaktorblocks Bohunice A1 aus wirtschaftlichen sowie technischen Gründen nicht wieder aufgenommen wird.
(siehe: Kernkraftwerk Bohunice A1)


Blick auf den Kernkraftwerk-Komplex Bohunice   Größere Kartenansicht




1978: AKW Belojarsk, Sowjetunion
   (INES: 4)

Am 30./31. Dezember 1978 sank die Temperatur in der Gegend um das AKW Belojarsk auf bis zu -50 °C. In der Silvesternacht kam es durch die niedrigen Temperaturen zu einem schweren Zwischenfall, der sich fast zu einem GAU ausgedehnt hätte.

Kernkraftwerk Belojarsk (Quelle: Wikimedia: "Hardscarf")
Das Dach der Turbinenhalle von Block 2 stürzte aufgrund von Materialermüdung ein. Teile fielen auf den Generator und es kam zu einem Kurzschluss, der einen Brand in der Turbinenhalle auslöste. Messleitungen zum Reaktor wurden zum Teil zerstört. Brennendes Öl erschwerte es den Feuerwehrleuten, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Um einen GAU zu verhindern, musste der Reaktor heruntergefahren werden. Dichter Rauch gelangte in die Schaltwarte, sodass das Bedienpersonal die Schaltwarte zeitweilig verlassen musste und nur für eine kurze Zeit diese zwischenzeitlich wieder betreten konnte, um einige Schaltungen durchzuführen.
Acht Menschen wurden beim Organisieren der Reaktornotkühlung schwer radioaktiv verstrahlt. Knapp zwei Dutzend Arbeiter waren zeitweise durch das Rauchgas bewusstlos.
Nach einigen Stunden waren die Reaktoren wieder unter Kontrolle.
(siehe: Kernkraftwerk Belojarsk: Störfälle)



1979: Three Mile Island / Harrisburg, USA
   (INES: 5)

28. März 1979: In dem Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg führten Versagen von Maschinenteilen und Messsignalen sowie Bedienungsfehler der Mannschaft zum

Atomkraftwerk Three Mile Island / Harrisburg
(Quelle: United States Department of Energy)
Ausfall der Reaktorkühlung, wodurch es zur partiellen Kernschmelze (50 % des Kerns) und Freisetzung von 90 TBq an radioaktiven Gasen kam.
Dieser Unfall ist bis heute der schwerste in einem kommerziellen Reaktor in den USA.
(siehe: Wikipedia)



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